Informationen zu den Lernmaterialien
Der Affe als Richter
aufbereitet und zusammengestellt
von Krystyna Strozyk und Gicell Arteaga
Diese Fabel aus Asien erzählt anschaulich und mit viel wörtlicher Rede von einem Streit zwischen Katze und Hund um einen Kuchen. Ein Affe, der den Streit durch ein Fenster beobachtet, spielt sich als Streitschlichter bzw. als Richter auf und verspricht den beiden Streithähnen eine gerechte Verteilung des Kuchens mit Hilfe einer Waage. Hinterlistig verteilt er die Kuchenstücke so, dass sich die Waagschalen nie im Gleichgewicht befinden. Er gibt vor, die Schalen ausgleichen zu wollen, indem er mal von der einen und mal von der anderen Waagschale ein Häppchen nimmt. Diesen Vorgang wiederholt er so lange, bis er den ganzen Kuchen aufgegessen hat.
Methodischer Hinweis
Das Thema der Fabel entspricht der Lebenswirklichkeit der Kinder. Die tierischen Protagonisten agieren mit menschlichen Eigenschaften, die Kindern vertraut sind.
Im Zentrum der Fabel steht ein Kuchen als Objekt der Begierde. Wegen ihrer Gefräßigkeit sind Katze und Hund nicht in der Lage, den Kuchen angemessen zu teilen.
Der ebenfalls gierige Affe macht sich die Schwäche der beiden zunutze und täuscht gerechtes Handeln vor. Der Anspruch des Textes besteht wie bei jeder Fabel in der Erkenntnis ihrer Lehre. Dies erfordert eine Textinterpretationskompetenz, die über ein informationsverarbeitendes Lesen weit hinausgeht. Der Leser muss sich über einen Perspektivenwechsel in die jeweiligen Protagonisten hineinversetzen können. Er sollte den listigen Trick des Affen durchschauen können. Ein Unterrichtsgespräch bahnt dieses Verstehen an und ermöglicht allen Kindern der Lerngruppe einen Vergleich der eigenen Erkenntnis mit der Interpretationsleistung der anderen.
Deutliche Impulse seitens der Lehrkraft, die Kinder Fragen an den Text stellen lassen und die Moral einer Fabel in den Blick nehmen, sind zu empfehlen (s. unter Lernmaterialien „Gesprächsimpulse“).
Die Fabel eignet sich für fortgeschrittene Dritt- und Viertklässler, die mit der deutschen Sprache gut vertraut sind und bereits über literarische Rezeptionsfähigkeiten verfügen.
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Lernbereich Hören
Nachdem die Kinder Text gelesen haben, trainieren sie ihr Hör- und Sprachverstehen über die angebotenen Übungen. Das offene Satzende und die Wettkampfsituation erfordern eine schnelle Antizipation des fehlenden Wortes, das eindeutig identifiziert werden muss. Dieses Training dient dem inhaltlichen Verstehen bzw. der inhaltlichen Wiedergabe der Fabel. Es setzt noch keine textinterpretative Leistung voraus.
Lernbereich Sprechen und Erzählen
Die Bildvorlagen und die ausgewählten Erzählwörter (Bildwortkarten) bieten den Kindern die notwendigen Erzählhilfen für eine Nacherzählung. Es darf frei nacherzählt oder über ein Rollenspiel nachgespielt werden. Die Maskenvorlagen (s. Lehrmaterial) unterstützen im szenischen Spiel die Identifikation mit den Protagonisten. Es bietet sich an, in der Lerngruppe zunächst ein Gespräch über die Fabel zu führen. Darüber lässt sich ein tieferes Textverstehen i. S. einer Textinterpretation anbahnen. Die Fragen für das Unterrichtsgespräch (s. Lehrmaterial) stellen die dazu notwendigen Impulse und Denkanstöße dar.
Lernbereich Lesen
Auf der Kinderseite wird der Text abschnittsweise in der Originalfassung zum selbstständigen Erlesen angeboten. Jedem Textabschnitt ist ein Bild vorgeschaltet, so dass der inhaltliche Kontext auf den ersten Blick grob erfasst werden kann. Pro Abschnitt wird ein schwieriger Begriff inhaltlich fokussiert.
Darüber wird während des Lesevorgangs eine inhaltliche Auseinandersetzung angeregt. Die Kinder müssen aus dem Kontext heraus die richtige Wortbedeutung erfassen und anklicken.
Nach jedem Textabschnitt gibt es eine Frage zum Sinnverstehen. Diese Frage sollte beantwortet werden, bevor weitergelesen wird. So entstehen kleine „Verstehensinseln“, die den komplexen Lesevorgang strukturieren.
Lesetechnische Fähigkeiten, Lesegeläufigkeit und ein fortgeschrittenes Lesetempo sollten vorhanden sein, damit die Kinder sich nun mit wichtigen Lesestrategien auseinandersetzen und diese anwenden können.
Die Leseangebote aus den Lernmaterialien, insbesondere die Fabeltexte, erfordern vor, während und nach dem Lesevorgang das Anwenden von Lesestrategien, wie z. B. die Hypothesenbildung, das Unterstreichen und Klären unbekannter Wörter. Diese Lesestrategien werden auch über die Lesehilfe (PDF) transportiert.
Lernbereich Schreiben
Ausgehend von den dargebotenen Motiven und den ausgewählten Tierfiguren der zwei weiteren Fabeln auf der Leseseite lässt sich das Verfassen einer eigenen Fabel initiieren.
Besonders die Textplanung, die eine Berücksichtigung der textsortenspezifischen Kriterien erfordert, stellt nicht nur für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen, eine notwendige Phase dar. Die Textplanung sollte strukturiert werden und beinhaltet auch eine mündlichen Auseinandersetzung bzw. Erprobung der Erzählidee. Dies sensibilisiert für die Adressatenperspektive und setzt den Fokus auf den Anspruch der Textgattung. Der Text muss so konstruiert und angelegt sein, dass die Interaktion unter den tierischen Protagonisten eine Auflösung erfährt, aus der sich eine „Moral“ ableiten lässt.