Infos zum Buch und zum Lernmaterial
Der allerbeste Spielplatz der Welt – Geschichten vom Grundgesetz
von Martin Baltscheit
„Demokratie ist die einzige Staatsform, die gelernt werden muss.“ Oskar Negt
Mit dem Bilderbuch „Der Allerbeste Spielplatz der Welt“ von Martin Baltscheit haben wir das beste Medium, um genau dies zu tun.
Inhalt
Der Kinderbuchautor Martin Baltscheit hat auf Initiative und im Auftrag der ARAG zum 75. Geburtstag unseres Grundgesetzes dieses Bilderbuch geschrieben und illustriert. Ausgewählte Artikel des deutschen Grundgesetzes werden über Geschichten, Comics, Gedichte und Bilder in kindgerechter Weise thematisiert.
Alle Handlungen sind auf dem „allerbesten Spielplatz der Welt“ in Szene gesetzt.
Der Spielplatz, ein Ort „… für Kinder, Eltern und andere Lebewesen“, steht hier beispielhaft für den großen Schauplatz Bundesrepublik Deutschland. Unsere Werte, Prinzipien, Rechte und Pflichten überträgt Baltscheit sehr einfühlsam und verständlich auf den Mikrokosmos Spielplatz, denn hier findet ein für Kinder bedeutsames lebendiges Miteinander statt.
Ein Mädchen taucht plötzlich auf: „Barfüßig und schmutzig war sie, rührte sich nicht, sprach kein Wort und nur ihre Augen glitzerten im Sonnenlicht.“ Sie hatte keinen Namen, kein zu Hause und keine Erinnerung. Was machen die Menschen auf dem Spielplatz? Zunächst wird überlegt. Dann gibt es Stimmen der Gleichgültigkeit und Abgrenzung: „Kommt wir schicken sie zurück.“ Doch zuletzt handeln die Menschen im Sinne des Artikels 1 „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, geben ihr einen Namen, ein neues Zuhause und ermöglichen Elena ein menschenwürdiges Leben mit allem, was dazugehört.
Die Protagonisten erzeugen Spannung. Was kann man machen, wenn ein Hund oder gar ein Krokodil sich zum Chef des Spielplatzes erklären? Eine kleine Polizistin kann hier schnell für Gerechtigkeit sorgen, denn Artikel 3 besagt, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Sie wendet dieses Gesetz ganz praktisch an, in dem sie ihre Handschellen benutzt.
Die Texte von Baltscheit eignen sich hervorragend, um Kinder für die Werte unseres Grundgesetzes zu sensibilisieren. Für jeden Artikel findet er ein starkes Motiv oder wie er selbst sagt, eine Metapher. Die Kernaussage wird mit Leichtigkeit und Fantasie oder Witz zum Ausdruck gebracht. Keiner der Texte ist belehrend oder moralisierend. Sie regen aber zum Nachdenken, zum Sprechen, zum Reflektieren und Philosophieren an.
In kleinen Rahmentexten nimmt der Autor selbst einen sachlichen Bezug zu den jeweiligen Artikeln. In der Erläuterung zu Artikel 1 verweist er ausdrücklich auf die Entstehungsgeschichte unseres Grundgesetzes. Die Befreiung vom Unrechtsregime der Nationalsozialisten und das Fazit aus dieser furchtbaren Zeit mündeten im Parlamentarischen Rat, der 1949 tagte und mit dem Grundgesetz das bedeutsame Fundament für unsere Demokratie verfasste.
Wenn wir unsere demokratischen Werte, ihre Prinzipien und Gesetze für Gleichheit, Recht und Freiheit an unsere nächsten Generationen weitergeben möchten, müssen wir sie bereits in der Grundschule lehren.
Auf unserer Seite finden Sie Auszüge (demnächst auch Artikel 2 – 5) des Buches sowie Lernmaterialien zu den relevanten Themenbereichen mit dem Schwerpunkt Demokratiebildung.
Die deutschsprachige Ausgabe des gesamten Buches lässt sich über die ARAG bestellen: https://www.arag.de/kinderbuch/ bestellen oder als PDF herunterladen: https://www.arag.com/medien/pdf/nachhaltigkeit/der_allerbeste_spielplatz_der_welt.pdf
Eine aufgezeichnete Lesung des Kinderbuchautors finden Sie unter: https://www.arag.com/de/nachhaltigkeit/kinderbuch/
Negt, Oskar (2004): Politische Bildung ist die Befreiung der Menschen, in: Klaus-Peter Hufer, Kerstin Pohl, Imke Scheurich (Hg.), Positionen der politischen Bildung 2. Ein Interviewbuch zur außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung, S. 196-213, Schwalbach am Taunus/ Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag.)
Wir danken der ARAG, Martin Baltscheit und der Agentur Butter von ganzem Herzen für die Erlaubnis, dieses wunderbare Buch auszugsweise in 14 Sprachen zu übersetzen und auf unserer Seite vorstellen zu dürfen.
Textanspruch und Zielgruppe
Das Bilderbuch „Der allerbeste Spielplatz“ eignet sich für Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren. Auf unserer Seite haben wir das Alter eingegrenzt und fokussieren Kinder des 3. bis 5. Jahrgangs. Die Auseinandersetzung mit den Texten erfordert einerseits Aufgabenformate aus literaturdidaktischer Perspektive, wie z. B. das Lesebegleitheft oder Mein Spielplatzbuch, die das Textverstehen intensivieren und eine texterschließende Funktion haben. Darüber bieten aber auch Sachthemen, wie z.B. Nationalsozialismus oder Antirassismus, eine umfassende Auseinandersetzung mit weiteren relevanten Aspekten im Kontext demokratiebildender Prozesse an.
Der didaktisierte Umgang mit dem Bilderbuch und seinen buchimmanenten politischen Grundsatzthemen erfordert daher eine Abstraktions- und Reflexions-fähigkeit, die bei Kindern der Schuleingangsphase noch nicht in dem notwendigen Maße vorhanden ist. Auch die deutschsprachigen Kenntnisse mehrsprachiger Kinder sollten soweit fortgeschritten sein, dass sie die Texte verstehen und aktiv am Unterrichtsgespräch teilnehmen können.
Sie benötigen selbstverständlich textentlastende Hilfen, z. B. über die Klärung wichtiger Schlüsselwörter (s. „Wortspeicher“, „Redemittel“ und „mehrsprachige Bildwortkarten“) und das Unterrichtsgespräch, über das sich Verständnisfragen der Kinder klären lassen. Selbstverständlich spielt die Rezeption des Bilderbuches in der Herkunftssprache die Schlüsselrolle für das Textverstehen.
Methodische Hinweise
Allgemein
Das Bilderbuch eignet sich für den Deutsch- oder den Sachunterricht im Klassenverband mit allen Kindern unabhängig von der Herkunftssprache. Einsprachige Kinder profitieren ebenso von den Unterrichtsmaterialien und den empfohlenen Arrangements wie mehrsprachige Kinder. Die Materialien sind sprachsensibel und sprachbildend aufbereitet und berücksichtigen die Sprachlernbedingungen von DaZ-Kindern konsequent (vgl. Wortspeicher, Redemittel, Bildwortkarten mit den Schlüsselwörtern des Textes). Doch auch den einsprachigen Kindern bietet der sprachsensible Unterricht zahlreiche Unterstützungshilfen bei der mündlichen und schriftlichen Sprachproduktion.
Wegen der sensiblen Thematik, der unterschiedlichen Textsorten und der übergeordneten Intention des Buches bedarf es gesteuerter Unterrichtsgespräche und angeleiteter Lernarrangements beim Einsatz des hier vorgestellten Materials.
Ein ausschließlich individualisierter Unterricht in Form von Lernwerkstätten oder Freiarbeit kann weder den Schülerinnen und Schülern noch der Intention des Gesamtvorhabens gerecht werden.
Die Artikel können bedarfsabhängig ausgewählt werden. Allerdings sollte der grundlegende Artikel 1 mit seiner Kernaussage „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ zuerst behandelt werden, um ein grundlegendes Verständnis für den obersten Wert unserer Verfassung zu entwickeln.
Erstbegegnung mit dem Bilderbuch (Artikel 1)
Sowohl der Text als auch die Illustrationen stehen im PDF-Format als Downloadmaterial zum Ausdrucken bereit.
Artikel 1 lässt sich über die Illustrationen hervorragend über das Kamishibai oder Beamer transportieren. Wegen der vielen Identifikationsmomente wird jedes Kind die Erzählhandlung mit dem eigenen Erlebnishorizont vernetzen können. DaZ–lernende Kinder haben die Möglichkeit, sich den Text in den angebotenen Sprachen digital vorlesen zu lassen oder selbst zu erlesen.
Alle Artikel sollten zunächst gemeinsam in der Ziel- und Unterrichtssprache Deutsch erschlossen werden. Die Rezeption in den Erstsprachen kann sowohl individuell über IPad oder auch über ein gemeinsames zweisprachiges Leseevent, z. B. über eine Beamer-Präsentation, vor- oder nachgeschaltet werden. Die in der Lerngruppe vorhandene Mehrsprachigkeit sollte unbedingt zur Sprache kommen. Spannend werden hier auch direkte Sprachvergleiche, z. B. mit Hilfe der mehrsprachigen Bildwortkarten. Der zentrale Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ bietet sich ebenfalls zum Vergleich an. Über das E-Book lässt er sich in allen Sprachen wegen der Einfärbung und der Klammer leicht identifizieren.
Beispiel: Über die Schriftfarbe und die Klammer lässt sich die Übersetzung des Satzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ gut identifizieren und kann über die Audiofunktion zum Sprachvergleich herangezogen werden.
Das textinterpretierende Unterrichtsgespräch steht nach der Textpräsentation an erster Stelle. Die Kinder erhalten darüber die Gelegenheit, sich zu der Geschichte zu äußern, ihre Leseeindrücke sowie ihre eigene Meinung zur Handlung und zu den Protagonisten zu formulieren. Hierfür sollten der „Wortspeicher“ und die zur Verfügung stehenden „Redemittel“ in vergrößerter Form (s. Downloadmaterial) angeboten werden.
In der ersten Anschlusskommunikation geht es zunächst darum, das zentrale Motiv, die Situation durch das plötzliche Auftauchen der Elena und die Hilfe der Menschen auf dem Spielplatz, zu erfassen. Hier sind unterschiedliche Perspektiveinnahmen von zentraler Bedeutung. Erst in einem späteren Schritt wird die Verbindung zu der
zentralen Aussage „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und dem Rahmentext (im Anschluss der Geschichte) hergestellt.
Erste Fragen an den Text:
- Woher könnte Elena kommen?
- Welche Lösungen für Elena schlagen die Menschen vor?
- Wie haben sie Elena geholfen?
- Welche wichtigen Dinge hat man ihr gegeben?
- Was ist wichtig, um ein „wertvolles“ Leben führen zu können?
- Was hättest du Elena oder dem Jungen mit den wilden Haaren gegeben?
- Was wäre für dich in der Situation von Elena oder dem Jungen wichtig?
- Was ist für dich in deinem Leben wichtig?
- Was braucht ein Kind, um ein „wertvolles“ Leben führen zu können?
- Was ist für dich ein „wertvolles“ Leben?
In Verknüpfung zu diesen Fragen lässt sich das Lesebegleitheft besonders gut einsetzen. Einzelne Seiten können zur Impulsgebung und zur Aktivierung für die gemeinsame Textauseinandersetzung hochkopiert werden. Die Fragen und Impulse werden gemeinsam beantwortet. Die unterschiedlichen Antworten und Überlegungen der Kinder werden gesammelt. Im Anschluss findet die individuelle Erarbeitung einzelner Seiten statt. Mein Spielplatzbuch lässt sich ebenfalls zeitnah nach der Erstbegegnung mit Artikel 1 einsetzen.
Infos zum Buch und zum Lernmaterial
Bildwortkarten, Wortspeicher und Redemittel
Die Bildvorlagen und die ausgewählten Schlüsselwörter in Form der mehrsprachigen Bildwortkarten, der Wortspeicher und die Redemittel bieten allen Kindern die notwendigen Hilfen und sprachlichen Mittel für strukturierte Unterrichtsgespräche. Darüber hinaus bieten sie Erzählhilfen für eine Nacherzählung. Schlüsselszenen lassen sich über verteilte Rollen nachspielen.
Die Aufgabenformate des Lesebegleitheftes erfordern überwiegend textinterpretierende Auseinandersetzungen und intensivieren die Textrezeption.
Die Kinder sind gefordert, die unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten einzunehmen und sich selbst zu positionieren, indem sie ihre eigenen Interpretationen einfließen lassen.
Über das Spielplatzbuch erhalten die Kinder zunächst die Gelegenheit, sich mit ihren eigenen Spielvorlieben und Spielgewohnheiten selbstreflektierend auseinander-zusetzen. Sie stellen darüber den Text von Baltscheit in einen direkten Bezug zu sich selbst. Aber auch eine eigene Bezugnahme zu den Protagonisten, den Problemstellungen und Problemlösungen in den Handlungsgeschehen der weiteren Artikel wird hier herausgefordert. Auch hier steht die Textinterpretation im Vordergrund.
Das Spielplatzbuch und das Lesebegleitheft ergänzen sich sinnvoll und können auch parallel eingesetzt werden. Sie intensivieren das Textverstehen und haben eine texterschließende Funktion.
In Kürze …
- Nationalsozialismus
- Antirassismus
- Demokratisches Lernen
verfasst von Krystyna Strozyk