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Kein Wunder, dass ich nicht wachse
von Achim Bröger
aufbereitet und zusammengestellt
von Krystyna Strozyk und Susanne Eiynck-Smith
Inhalt
Die Geschichte von Achim Bröger handelt von einem kleinen Prinzen, der an seiner Krone so schwer trägt, dass er nicht wachsen kann. Sogar die extra kleine Übungskrone rutscht ihm immer wieder vom Kopf. Sein Vater, der König, ist empört und lässt oft den Diener mit der Messlatte kommen. Er bekommt einen Wutanfall, wenn er sieht, dass der Prinz schon wieder nicht gewachsen ist.
Deshalb verbietet der König dem kleinen Prinzen auch noch das Spielen im Schlossgarten. Der kleine Prinz dagegen weiß, dass es die Krone ist, die ihn zusammendrückt. Schließlich findet er in der Königinmutter eine Fürsprecherin. Sie ahnt, dass ihrem Sohn frische Luft guttun könnte. Missmutig stimmt der König zu. So macht der kleine Prinz Spaziergänge im weiten Garten des Palastes.
Eines Tages geht er so weit, dass er zu einer Mauer kommt. Weil ihn niemand sehen kann, klettert er hinüber. Auf der anderen Seite trifft er andere Kinder, die vergnügt spielen. Diese Begegnung führt dann zur glücklichen Wende im Leben des kleinen Prinzen.
Textanspruch und Zielgruppe
Der phantastische, ein wenig märchenhaft anmutende Text greift ein Problem auf, das sich sicher für viele Kinder manchmal stellt. Die Last der Gebote, der Pflichten und die Erwartungen der Eltern wiegen so schwer, dass sie jede Lebensfreude im Keim ersticken.
Die Krone steht hier als Symbol für die zu große Last, die den Kopf des Prinzen so sehr niederdrückt, dass seine Wachstumskräfte sich nicht entfalten können. Dazu kommen die vielen Königsfächer, die ständig anwesenden Diener, die Kontrolle des Vaters durch die Messlatte. Die Pflichten drücken den Prinzen zusammen und wie der Titel der Geschichte von Anfang an verrät, ist es „kein Wunder“, dass er nicht wächst. Der Leser weiß das und auch jüngere Kinder können bereits verstehen, dass der kleine Prinz zu wenig Vergnügen findet und zu viele Lasten tragen muss. Aber er ist pflichtbewusst und folgt brav allen Anweisungen des übermächtigen königlichen Vaters, der eine unantastbare Autorität darstellt. Scheinbar. Denn die anderen Kinder, auf die der Prinz eines Tages trifft, ermutigen ihn, seine Pflichten zumindest beim Spielen ein wenig zu vergessen. Und dies hilft mit sofortiger Wirkung.
Die Erzählhandlung ist einfach angelegt. Das Problem des Prinzen wird bereits zu Anfang deutlich, findet eine Zuspitzung und am Ende eine Auflösung. Sowohl Kinder der Klassen 1 und 2 als auch der Klasse 3 werden viele Momente finden, um sich mit dem kleinen Prinzen zu identifizieren. Da gibt es das Gefühl, den Ansprüchen nicht zu genügen, die vielen überfordernden Königsfächer, den strengen Vater, die Einsamkeit, die Bürde des Kummers, aber auch die Hilfe, hier in Gestalt der klugen Königin und der spielenden Kinder auf der anderen Seite einer Mauer, die man vielleicht manchmal überwinden muss.
Kinder können diese Situationen auch auf die eigene Lebenswirklichkeit übertragen. Es lohnt sich daher, mit den Kindern über diesen Text zu philosophieren. Dies sollte behutsam geschehen, ebenso wie der Transfer auf die Lebenswirklichkeit der Kinder.
Methodische Hinweise
Erstbegegnung mit dem Text
Es empfiehlt sich, die Geschichte im Vorfeld gemeinsam zu erlesen, damit Verständnisfragen geklärt und der Erzählinhalt für alle Kinder gesichert werden kann. Manche Aussagen und Begrifflichkeiten, wie z. B. „königliche Hoheit“ im Kontrast zu „königliche Kleinheit“, „raffiniert sein“, „Messlatte“ usw. bedürfen insbesondere für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, unbedingt einer Erklärung (s. Redemittel). Die ausdrucksstarken Bilder von Julius Thesing unterstützen die Textaussagen. Die Darstellung des strengen Königs lässt sich hervorragend nutzen, um seine Übermacht und die damit verbundene Wirkung auf den kleinen Prinzen zu thematisieren.
Wichtige Anschlussfragen, die in Bezug zu den Bildern gesetzt werden können:
- Wie fühlt sich wohl der Prinz, wenn ihm die Krone immer wieder herunterrutscht?
- Wie fühlt sich wohl der Prinz, wenn der Diener mit der Messlatte kommt?
- Wie fühlt sich wohl der Prinz, wenn der König mit ihm schimpft?
- Was könnte der Prinz seinem Vater sagen?
- Was würdest du als Prinz dem Vater sagen?
- Wie geht es dem Prinzen wohl, als er hinter der Gartenmauer mit den anderen Kindern spielt?
Redemittel:
- Der Prinz fühlt sich von der Krone erdrückt.
- Der Prinz kann nicht wachsen, weil die Krone zu schwer ist.
- Der Prinz hat Angst, dass die Diener sich über ihn lustig machen.
- Der Prinz hat Angst vor seinem strengen Vater.
- Der Prinz fühlt sich leicht, wenn er die Krone beim Spielen abnehmen kann.
Zum König:
- Der König ist sehr streng.
- Der König möchte einen großen und starken Sohn.
- Der König möchte, dass sein Sohn wächst.
- Der König möchte, dass sein Sohn ein großer und prächtiger König wird.
Weiterführendes Gespräch unter Einbeziehung der Erfahrungen der Kinder
Weiterführende Fragen finden sich in der Datei „Gesprächsimpulse“.
Für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, sind die mehrsprachigen Bildwortkarten, der Wortspeicher und das Angebot an Redemitteln (s. Datei „Redemittel“) eine gute Gesprächshilfe, weil hier auf einer reflexiven Ebene über die Gefühls- und Problemlage des Protagonisten gesprochen werden muss. Wortspeicher und Redemittel sollten den Kindern in Plakatform zur Verfügung gestellt werden.
Grundsätzlich reicht es, sich dem zentralen Thema auf der inhaltlichen Ebene der Erzählhandlung zu nähern. Die Kinder werden stellvertretend für den kleinen Prinzen Problemlösungen suchen und sich auch stellvertretend mit der übermächtigen Gestalt des Königs auseinandersetzen. Ein Transfer auf die Lebenswirklichkeit der Kinder sollte sehr behutsam angeregt werden. In einer guten und vertrauensvollen Atmosphäre können ggf. über die Frage „Hattest du auch schon einmal das Gefühl, dass dich etwas so zusammendrückt, wie die Krone den Prinzen?“ belastende Situationen der Kinder thematisiert werden.
Weiterführende Aktivitäten
Über szenische Darstellungen einzelner Sequenzen lassen sich die Gefühlslagen der Personen erfassen. Hier können die Kinder ermutigt werden, die jeweilige Gefühlshaltung der Protagonisten über Mimik und Gestik nachzuempfinden und zum Ausdruck zu bringen.
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Erst auf der Grundlage einer angeleiteten Textrezeption sollten die Hör-, Lese- und Schreibaufgaben allein oder in Partner- oder Gruppenarbeit gelöst werden.
Lernbereich Hören
Auf der Basis einer angeleiteten Texterschließung trainieren die Kinder ihre Hör- und Sprachkompetenz über die angebotenen Übungen. So muss bei der Hörübung „Richtig oder falsch?“ bei jedem Satz darauf geachtet werden, ob sich ein inhaltlich falsches Wort eingeschlichen hat oder nicht. Bei der Hörübung „Wie heißt das Wort richtig?“ geht es darum, sein Gehör auf Detailunterschiede auf der Lautebene auszurichten und Wörter in korrekter Form zu wiederholen.
Die Hörübung „Wörter heraushören“ trainiert das selektive Hören, indem die gehäuft vorkommenden Wörter „Prinz“ und „König“ möglichst schnell in einem umfangreichen Text identifiziert werden müssen.
Lernbereich Sprechen und Erzählen
Die Bildvorlagen und die ausgewählten Bildwortkarten und der Wortspeicher bieten Kindern, die noch unsicher im deutschen Sprachgebrauch sind, Erzählhilfen für eine freie Nacherzählung. Schlüsselszenen lassen sich über verteilte Rollen (Prinz, König, Königin, Diener, spielende Kinder) nachspielen.
Lernbereich Lesen
Über die gezielten Hörübungen wurde das textimmanente Wort- und Sprachmaterial bereits semantisch weitgehend gesichert und Bestandteil des „inneren Lexikons“. Auf dieser Basis lässt sich das Kreislesen als ein kooperatives reziprokes Leseverfahren selbstständig in Vierergruppen durchführen, wenn das Verfahren bereits bekannt ist. Hier werden wichtige Lesestrategien arbeitsteilig in einer Vierergruppe trainiert.
Das Lesebegleitheft unterstützt die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Text, indem z. B. Gedanken oder Äußerungen stellvertretend für die Protagonisten formuliert werden müssen. So werden die Kinder zu einem Perspektivwechsel und zu eigenen Stellungnahmen angeregt.
Lernbereich Schreiben
Die Schreibaufgaben sind so angelegt, dass über eine Vorgabe des Wortmaterials das Abschreiben ermöglicht wird. Wichtige grammatische Muster, wie die Adjektivflexion oder die Adjektivsteigerung, werden über Analoggestaltungen aufgegriffen und können selbständig gebildet werden.
Das Schreibangebot „Textproduktion“ initiiert einen Schreibprozess zu einer phantastischen Geschichte, die bereits über drei Impulsbilder in ihrem Anfang angelegt wurde. Der Prozess gliedert sich über unterschiedliche Phasen (Ideen generieren, Planen, Schreiben und Überarbeiten). Planungshilfen, wie Malen oder die Vorgabe eines Erzählaufbaus stellen Anregungen dar, die allerdings im Unterricht aufgegriffen, erläutert und gemeinsam erarbeitet werden müssen.